Appell an die neue Landesregierung in Schleswig-Holstein für verstärkte Unterstützung bei Energiegenossenschaften. Fachtagung in Neumünster zeigt genossenschaftliche Modelle der Bürgerbeteiligung bei der Energieversorgung.
Im Internationalen UNO-Jahr der Genossenschaften 2012 zeigt die Zunahme bei den Gründungen von Energiegenossenschaften einen zukunftsweisenden und erfolgversprechenden Weg für die dezentrale Energieerzeugung und -versorgung durch Beteiligung engagierter Bürger gemeinsam mit Kommunen und Stadtwerken.
"Energiegenossenschaften sind ein Kooperationsmodell, das ein breites wirtschaftliches und gesellschaftliches Bündnis von Bürgern und örtlichen Unternehmen mit den Kommunen und ihren Stadtwerken ermöglicht. Allein in Schleswig-Holstein betreut unser Verband 23 Energiegenossenschaften. Hierbei stehen Dezentralität und erneuerbare Energien als wichtige Elemente der Energiewende nicht erst seit heute eng beieinander. Regionale Energiegenossenschaften zeigen zum Teil schon seit mehr als 100 Jahren, dass eine Energieversorgung von Bürgern für Bürger auch dauerhaft und in größerem Umfang möglich ist. Energiegenossenschaften von heute vereinigen gesellschaftliche, wirtschaftliche und kommunale Interessen - gemeinsam organisiert von Bürgern, Kommunen, Stadtwerken und Unternehmen", sagt
Klaus Bellmann, Vorstandsmitglied im Genossenschaftsverband e.V.
Von der Landesregierung in Schleswig-Holstein wünscht sich Bellmann eine verstärkte Unterstützung für Energiegenossenschaften und damit die Gewährleistung einer Bürgerbeteiligung an der Energiewende.
Der Genossenschaftsverband betreut und begleitet fast 150 Energiegenossenschaften in 13 Bundesländern. Schleswig-Holstein, Niedersachsen und auch Hessen sind Schwerpunktregionen der Energiegenossenschaften.
Agieren statt reagieren, das hat sich die Energiegenossenschaft Odenwald eG (EGO) zur Aufgabe gemacht. Unter dem Motto "Energie für die Zukunft - Energie für die Region" wurde am 16. Februar 2009 die Genossenschaft gegründet um das regionale Interesse am Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren. "Die EGO möchte die Menschen in der Region in ein neues Energiezeitalter begleiten. Unter der Maßgabe der genossenschaftlichen Philosophie wurden zahlreiche Projekte entwickelt. Über das genossenschaftliche Beteiligungsmodell können Bürger, Städte, Gemeinden, Firmen und Landkreise sich jederzeit an den unterschiedlichen Projekten beteiligen", so Christian Breunig, Vorstandssprecher der EGO.
Kommunen können maßgeblich zum Erfolg einer Energiegenossenschaft beitragen und bei der Realisierung von Erneuerbare-Energien-Projekten mit den Bürgern und der lokalen Wirtschaft zusammenarbeiten: "Mit der neuen Partnerschaft zwischen dem Gemeindetag, der EKSH und dem Genossenschaftsverband wollen wir zum Gelingen der Energiewende beitragen. Wir machen mit der heutigen Fachtagung gemeinsam deutlich: die Energiewende entscheidet sich vor Ort. Die Bürger müssen selbst zu Akteuren werden, damit sie gelingt. Wir wollen Wertschöpfung vor Ort halten. Dafür gibt es mit der Genossenschaft ein erprobtes Modell. Die Genossenschaft ermöglicht eigenverantwortliches Engagement der Bürger, aber auch die Mitwirkung der Gemeinde", sagt Jörg Bülow, Landesgeschäftsführer des Schleswig-Holsteinischen-Gemeindetages.
"Der Ausstieg aus Kernkraft und fossilen Energien ist die eine Seite der Energiewende, die andere Seite dieser noch längst nicht geprägten Medaille ist der Ausbau von Wind-, Solar-, Bio-, Wasser- und Geoenergie", sagt Professor Dr. Hans-Jürgen Block, Geschäftsführer der EKSH in Kiel. "Erneuerbare Energien sind flächenintensiv, sie brauchen Raum für Produktion und Leitungen zu den Verbrauchern in den Städten. Der ländliche Raum wird zum Energieexporteur. Energiegenossenschaften, in denen Landbesitzer und Bewohner zusammen die Investitionen für die Produktion der Erneuerbaren stemmen, sind ein vielversprechendes Zukunftsmodell. Sie können der Medaille Energiewende ihre Prägung geben."
Der Genossenschaftsverband e.V. ist Prüfungs- und Beratungsverband, Bildungsträger und Interessenvertreter für mehr als 1.800 Mitgliedsgenossenschaften. Der Verband betreut Unternehmen aus den Bereichen Kreditwirtschaft, Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und Dienstleistung in 13 Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen) mit mehr als vier Millionen Mitgliedern und 84.000 Arbeitsplätzen. Der Genossenschaftsverband wird vertreten durch den Verbandspräsidenten Michael Bockelmann sowie die Vorstandsmitglieder Klaus Bellmann, Horst Kessel, René Rothe und Edgar Schneider. (www.genossenschaftsverband.de)
Der Schleswig-Holsteinische Gemeindetag ist Interessenvertreter, Repräsentant und Gemeinschaft aller schleswig-holsteinischen Gemeinden, Ämter, der Städte Tornesch und Schwentinental sowie vieler Zweckverbände. Schleswig Holstein hat insgesamt 1116 Gemeinden und Städte. Davon gehören 1055 dem SHGT ebenso an wie die 87 Ämter und ca. 30 Zweckverbände. Die rund 1170 Mitgliedskörperschaften umfassen 94 Prozent der Gemeinden, 87 Prozent der Fläche, 85 Prozent der kommunalen Mandatsträger (rd. 11.000) und 46 Prozent der Einwohner (1,3 Mio.) Schleswig-Holsteins. Der SHGT ist damit größter kommunaler Landesverband. Der Gemeindetag vertritt in besonderer Weise die ländlichen Räume mit ihren zentralen Orten und die Stadtrandkommunen in Schleswig-Holstein. (www.shgt.de)
An der EKSH sind das Land Schleswig-Holstein, eine GbR aus Hochschulen des Landes und E.ON Hanse AG zu gleichen Teilen beteiligt. Gegenstand der Gesellschaft ist nach der Satzung "die Förderung der Wissenschaft und Forschung im Bereich Energie, die Förderung des Umweltschutzes einschließlich Wissenschaft und Forschung und die Förderung der Bildung im Bereich Energie sowie Klima- und Umweltschutz." Die EKSH führt auch große Energie-Projekte (z. B. EnergieOlympiade für Kommunen, Ausstellungszentrum mit innovativer Haus- und Gebäudetechnik in Neumünster - SHEff-Z) der zum Jahresende 2011 aufgelösten Innovationsstiftung Schleswig-Holstein weiter. (www.eksh.org)
Die Energiegenossenschaft Odenwald eG ist eine eingetragene Genossenschaft mit Sitz in Michelstadt im Odenwald, die auf Bestreben der Bürger des Odenwaldkreises als Initiative der Gemeinden, Städte und Unternehmen aus der Region sowie der Volksbank Odenwald eG gegründet wurde. Der Zweck der Energiegenossenschaft ist zum einen die Entwicklung und Ausbau der erneuerbaren Energien im Odenwaldkreis und zum anderen die Verbesserung der Energieeffizienz sowie Energieeinsparung. Bürger, Städte, Gemeinden und Unternehmen haben die Möglichkeit sich mit einer Einlage ab 100,00 Euro an der Genossenschaft zu beteiligen. Der Erfolg der Genossenschaft spiegelt sich im Beitritt von vielen Städten und Gemeinden der Region sowie über 780 Privatleuten wieder. (www.haus-der-energie-odenwald.de)